Während unseren letzten Wochen auf dem südamerikanischen Kontinent fahren wir der Küste von Uruguay entlang, baden in heissen Quellen, geniessen nochmals Lagerfeuerstimmung mit Reisefreunden und bereiten uns auf unsere Rückkehr nach Europa vor.
Route: Fray Bentos, Thermas de Guaviyu, Nueva Berlin, Playa Agraciada Colonia Sacramento, Nueva Helvetia, Solis de Mataojo, Aiguá, Laguna Merin, Chuy, Parque Santa Theresa, Punta del Diablo, Aguas Dulces, Cabo Polonio, La Paloma, Punta del Este, Piriápolis, Montevideo
Aufwärmen (Thermas de Guaviyu)
Ein letztes Mal reisen wir in Südamerika in ein für uns noch unbekanntes Land ein. Uruguay wird oft die Schweiz Südamerikas genannt. Ob dies wohl auf die Grösse, die Preise oder die Landschaft bezogen wird, wollen wir in den nächsten Wochen herausfinden. Und da wir ja bald heimkehren, sind wir nicht nur gespannt, was uns da erwartet, sondern hoffen, uns so langsam akklimatisieren zu können. Als Erstes besichtigen wir in Fray Bentos die stillgelegte Fleischfabrik Liebing, welche über 150 Jahre produzierte und erst 1974 geschlossen wurde. Grosse Teile der Fabrik sind im Originalzustand und sehr gut erhalten. Während der quasi Privatführung (keine anderen Besucher) durch das Fabrikgelände, erfahren wir viele Details und sehen eindrückliche Maschinen vor sich hin rosten. Zur Regeneration suchen wir eines der vielen Thermalbäder im Nordwesten Uruguays auf und machen es uns auf dem dazugehörigen Campingplatz gemütlich.
Namens-Vetter (Nueva Helvetia)
Dem Rio Uruguay folgend fahren wir Richtung Süden und stossen bei einem Strandspaziergang auf viele tote Fische. Neugierig sprechen wir einen Fischer, der gerade am Angeln ist, darauf an. Ganz gelassen erwidert dieser nur, es müsse wohl an dem kontaminierten Wasser von der Zellulosefabrik etwas flussaufwärts liegen und fischt seelenruhig weiter. Sehr einleuchtend, denken wir uns. Warum er aber trotzdem seine Angel in genau diesen Fluss hält und Fische fürs Abendessen fischt, ist dann für uns doch etwas fraglich. Auf jeden Fall werden wir hier auf frischen Fisch verzichten und verschenken am Tag darauf all unsere wenig gebrauchten Fischerutensilien an andere Reisende, die ihre Reise gerade erst beginnen. Etwas südlicher, an der Mündung des Rio Uruguay und des Rio de la Plata, finden wir ein tolles Plätzchen gleich ausserhalb der historischen Stadtmauer von Colonia Sacramento. Während wir durch das überschaubare Altstädtchen schlendern, stellen wir schnell fest, dass die Preise in den Strassenrestaurants schweizerisch sind. Von hier aus unternehmen wir einen 5 Tagestripp mit der Fähre nach Buenos Aires (siehe separater Bericht) und lassen Friedli auf dem Campingplatz etwas ausserhalb ausruhen.
Auf dem Weg nach Nueva Helvetia, legen wir einen kurzen Stopp beim Sammlermuseum von Schweizer Granja Colonia ein. Über 15'000 Bleistifte, unzählige Schlüsselanhänger und Aschenbecher werden hier liebevoll ausgestellt. Wir decken uns aber vor allem mit Schweizer Käse und Salami ein, der vor Ort produziert wird.
In Nueva Helvetia wollen wir herausfinden, was hier wohl so schweizerisch sein soll. Auf dem Dorfplatz stossen wir auf sämtliche Kantonswappen, Wanderwegschilder und eine informative Tourist Information. Bei genauerem Hinsehen entdecken wir eine Liste mit ersten Einwanderern aus dem Jahre 1864. Dabei sticht uns gleich eine Familie Roth aus dem Thurgau ins Auge. Die freundliche Frau auf der Tourist Information ruft kurzerhand eine Nachbarin dieser Familie an. Nach einem kurzen Telefongespräch verabreden wir uns gegen Abend. Irmgard Ackermann spricht sogar etwas deutsch und fährt uns in ihrem Auto durchs Dorf und erzählt uns vieles über die Schweizer Einwanderer. Viele Häuser sind mit den Kantonswappen von ihren Vorfahren verziert. So schweizerisch haben wir noch kein Dorf ausserhalb der Schweiz erlebt. Zum Dank laden wir Irmgard spontan zu einem Fondue im Hotel Suiza ein.
Wiedersehensfreude (Solis de Mataojo)
In Uruguay können Reisende Fahrzeuge bis zu 12 Monate temporär einführen. Dies wird oft für einen Heimaturlaub genutzt und die Fahrzeuge werden auf einem Storage abgestellt. Wir planen diesmal keinen Heimaturlaub, da wir zusammen mit Friedli per Frachtschiff demnächst unsere Heimreise nach Europa antreten. Das Frachtschiff ist bereits gebucht und wir sind täglich mit dem Agenten in Kontakt, da sich das Abfahrtsdatum ständig verschiebt. Bevor wir unsere Rückreise antreten, verabreden wir uns nochmals mit Bernd und Elke, Reisefreunden aus Deutschland, auf dem UY-Storage. Sie kommen aus ihrem Heimaturlaub zurück und holen ihren Kofi ab. Wir haben uns viel zu erzählen und werden noch von einer Grippe heimgesucht. Nach fast einer Woche brechen wir ein letztes Mal Richtung Norden auf und machen ein gemeinsames Assado auf dem Grill in den Grutas de Salamanca mit Kofi’s.
Hippidorf ohne Zufahrtstrasse (Cabo Polonia)
Der Abreisetermin wird nach hinten verschoben, so dass wir eine Erkundungsrunde bis an die brasilianische Landesgrenze wagen. An der Lagune Merin können wir noch mit viel Glück erste rosa Löffler sehen. Jetzt geht es der Atlantikküste entlang zurück Richtung Montevideo. Im Parque Santa Theresa geniessen wir nochmals die Abgeschiedenheit und sternenklare Nächte am Lagerfeuer, in Aguas Dolce suchen wir das Haus von einer Bekannten, welche leider momentan gerade in der Schweiz weilt. Zu unserem nächsten Ziel, dem kleinen Hippidorf Cabo Polonia führt keine Strasse. Wir wandern die 7 Kilometer durch die Dünen, um dann in dem kleinen „Nestchen“ an der Küste einen Kaffee zu trinken und danach per Offroad-Truck wieder zu Friedli zu gelangen.
Adios America del Sur (Montevideo)
Nun ist es soweit, ein letztes Lagerfeuer mit Reisefreunden auf dem südamerikanischen Kontinent. Eine letzte Stadtbesichtigung in Montevideo. Und dann den letzten Übernachtungsplatz suchen, bevor unser letztes Abenteuer, die Frachtschiffsreise startet. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge fahren wir am 13. September 2018 ins Hafengelände in Montevideo. Glücklich, weil wir die letzten 4 ¾ Jahre in vollen Zügen genossen haben und wir uns auf die Schweiz freuen. Etwas wehmütig, weil wir unser Weltenbummlerleben sicher vermissen werden.