Peru empfängt uns mit strömendem Regen und geschossenen Strassen. Wir bekommen für drei Wochen Besuch aus Schweiz, überfahren mit Friedli den ersten 4900 hohen Andenpass und erklimmen aus eigener Muskelkraft den Regenbogenmountain. Mit dem Zug machen wir uns auf den Weg nach Machu Picchu, erkunden das heilige Tal, tauchen ein in unterschiedlich gelebte Kulturen und verweilen in Cusco.
Route: Tambogrande, Chiclayo, Huanchaco, Cañyon del Pato, Caraz, Laguna Parón, Huaraz, Lima, Paracas, Huacachina, Arequipa, Colca Cañyon, Chivay, Puno, Rainbowmountain, Cusco, Machu Picchu, Pisac, Lucre, Puno
Land unter (Piura)
In einer Rekordgeschwindigkeit, von unter einer Stunde, erledigen wir alle Grenzformalitäten und sind somit „listos“, auf Deutsch bereit, Peru zu entdecken. Kaum sind wir raus aus dem Gebirge, fahren wir auf langen geraden Strassen der Küste entgegen. Mit jedem Höhenmeter, den wir verlieren, steigen die Temperaturen, bis auf angenehme 28-32°C. Unsere erste Nacht in Peru verbringen wir in einem grossen Innenhof eines Restaurants in Tambogrande. Ausser den Regentropfen, welche auf unser Dach prasseln, ist es eine angenehme erste Nacht im für uns neuen Land. Das genaue Ausmass dieser Regentropfen wird uns erst morgens vor Augen geführt. Laufende Wasserpumpen versperren die Strassen. So sind wir gezwungen, einen 80 km langen Umweg zu fahren. Dabei sehen wir Unmengen von Abfall, welche, gepaart mit dem Schlamm und den Wassermassen auf und neben den Strassen, ein eher schockierendes Bild abgeben. Die Menschen versuchen, barfuss mit Kesseln den Wassermassen in ihren Häusern Herr zu werden. Wir sind froh über unser Haus auf Rädern und suchen schnell das Weite.
Funktionstest der Hupe erfolgreich bestanden (Caraz)
Eine breite, gut ausgebaute Strasse führt uns kilometerlang durch eine beeindruckende Wüstenlandschaft. Dank dem Sonnenschein in Huanchaco, können wir unseren ersten Eindruck von Peru positiv revidieren. Bevor wir die Küste Richtung Anden verlassen, bewundern wir die traditionell gefertigten Schilfboote entlang dem Strand, welche hier nach wie vor für den Fischfang eingesetzt werden.
Trotz Regenzeit wagen wir am nächsten Morgen die Fahrt über Schotterpisten in die Berge. Durch abwechslungsreiche, farbenfrohe Steinlandschaften gelangen wir zum „Cañon del Pato“ (Entenschlucht). Diese noch bis gestern infolge von heftigem Regen und Erdrutschen geschlossene Strasse, bietet spektakuläre Blicke in eine enge, tiefe Schlucht. Dabei durchfahren wir 38 einspurige, in Fels gehauene Tunnels und machen soviel wie nie auf der ganzen bisherigen Reise Gebrauch von Friedlis Hupe. Nur so kann dem Gegenverkehr signalisiert werden, vor dem Tunnel zu warten, was hervorragend funktioniert.
Erste Anzeichen von Höhenkrankheit (Laguna Parón)
In Caraz sehen wir von weitem ein Schild mit „Camping“ angeschrieben, welches uns direkt zu Jaime führt. Auf einer Wiese machen wir es uns gemütlich und nutzen die hervorragenden sanitären Anlagen und das schnelle Internet zum Updaten. Am nächsten Morgen wollen wir zur Laguna Parón. Unser Navi zeigt für die 32 km erstaunliche 2,5 Stunden an. Diese Angabe lässt uns den Zustand der Strasse nur erahnen. Als dann die direkte Strasse infolge Abrutsch gesperrt ist und wir eine abenteuerliche Schotterstrasse gemächlich in die Höhe schaukeln, benötigen wir für diese Strecke über vier Stunden. Die Serpentinen im oberen Teil verlangen Fahrer und Fahrzeug einiges ab. Doch bei der 4’200 MüM liegenden Lagune angekommen, sind die Strapazen schnell vergessen. Die Aussicht ist überwältigend. Das Wasser schimmert türkisgrün und als sich die Wolken verziehen, erhaschen wir einen Blick auf den schneebedeckten berühmten Berg, welcher in jedem Kinofilm von Paramount im Vorspann zu sehen ist, dem Pirámid de Garcilazo. Rund um uns ragen mehrere 6’000er in die Höhe und wir spielen mit dem Gedanken, die Nacht hier zu verbringen. Unser Entscheid, wegen fehlender Akklimatisation ca. 500 Höhenmeter talwärts bis zum Parkausgang zu fahren, stellt sich bald als goldrichtig heraus.
Ein einsetzendes heftiges Gewitter lässt uns hier ruhiger schlafen. Und trotzdem erwachen wir um Mitternacht beide mit beachtlichen Kopfschmerzen. So verlassen wir bereits bei Morgengrauen den Ort, um schnell an Höhenmetern zu verlieren. Glücklicherweise erholen wir uns auf dem 3’200 MüM liegenden Campground von Jaime wieder. Für den nächsten Anstieg werden wir uns etwas mehr Zeit lassen.
Ganz nach dem Grundsatz "steige hoch, schlafe tief", wagen wir einen Ausflug auf 3’900 MüM, um uns die Bromelien anzusehen. Es handelt sich hierbei um das grösste Gewächs aus der Ananas-Familie, welches bis zu 10 m hoch wird. Die Nacht verbringen wir danach in Huaraz auf angenehmen 3’000 MüM.
Glückliche Fügungen (Lima)
Wir verabschieden uns von den Anden und nehmen Fahrt Richtung Lima auf, da wir dort Besuch von Beat’s „Göttibueb“ Simon erwarten.
Viele Reisende empfehlen aufgrund des herrschenden Verkehrschaos die Stadt zu umfahren. Wir fahren gezwungenermassen mitten in die Stadt, zum Hostel Hitchhikers im Stadtteil Miraflores, wo für unseren Gast für zwei Nächte ein Zimmer reserviert ist. Mittags ist der Verkehr recht angenehm und wir erreichen unser Ziel überraschend schnell. Das bestellte Taxi, welches uns abends zum Flughafen bringen soll, hat da schon mehr Mühe. Glücklicherweise landet Simon mit 40 Minuten Verspätung, so schaffen wir es gerade noch, rechtzeitig vor ihm am Flughafen zu sein. Gemeinsam bummeln wir einen Tag durch Lima und sind begeistert von der Vielfallt, welche die Stadt zu bieten hat. Im Künstlerviertel Barranco bestaunen wir die kunstvollen Wandgemälde. Im historischen Zentrum besichtigen wir den Konvent San Francisco mit seinen unterirdischen Katakomben und den unzähligen historischen Dokumenten und Gemälden. Rechtzeitig bei Einbruch der Dunkelheit lassen wir die Nachtshow der weltweit grössten Wasserspiele auf uns wirken. Zum Abschluss plaudern wir in einem gemütlichen Restaurant bei Bier und Pisco Sour und planen unsere dreiwöchige gemeinsame Weiterreise.
Rasante Fahrt (Huacachina)
Simons Gepäck wird eingeladen und zu dritt sind wir in weniger als einer Stunde ausserhalb der Stadt, um der Küste entlang Richtung Paracas zu fahren. Die Gegensätze, welche sich uns hier zeigen, sind beeindruckend. Bereits kurz nach der modernen Millionenstadt mit den gigantischen Einkaufszentren, wo es Nutella und Toblerone zu kaufen gibt, befinden wir uns in ärmeren Gegenden mit kleinen Tiendas (Läden) und entlang der Strassen säumen sich Wellblechhütten. Im Naturpark von Paracas sehen wir Flamingos und fahren über staubige Pisten den schroffen Klippen entlang, welche feinsäuberlich vom Abfall befreit sind. In der Oase von Huacachina buchen wir eine Sonnenuntergangstour mit Bougie und Sandboarden. Angeschnallt geht es mit Vollgas über Sanddünen. Die Männer freut es, während Betty den Atem anhält. Rechtzeitig zum Sonnenuntergang verflüchtigen sich die Wolken und wir "erröten" in der glühenden Sonne.
Lama, Alpaka oder doch Vicuña (Arequipa)
Nach 800 km Wüste der Küste entlang und einem Sandsturm, zieht es uns nun ins Landesinnere. Bis Arequipa steigen wir langsam auf 2’200 MüM hoch. Zwecks Akklimatisierung bleiben wir zwei Nächte und schauen uns die Altstadt mit ihren Gassen an.
In der ehemaligen Fabrik „Mundo Alpaca“ wird uns der gesamte Verarbeitungsprozess von der Schur bis zur fertigen Textilie erklärt und demonstriert. Die auf dem Gelände gehaltenen Alpacas, Lamas und Vicuñas dienen dem Anschauungsunterricht und erleichtern uns das Auseinanderhalten der Tiere. Beim Anfassen der verschiedenen Felle und Wolle, bemerken wir deutliche Unterschiede und werden sensibilisiert für das, worauf beim Kauf der Produkte zu achten ist, um keinen Fälschungen auf den Leim zu gehen. Im angrenzenden Laden decken wir uns gleich mit hochwertigen Souvenirs für die Schweiz ein.
Zu Besuch auf den Schwimmenden Inseln (Puno)
Auf der Weiterfahrt sehen wir erste freilebende Vicuñas und überfahren mit Friedli das erste Mal 4’900 MüM. Dank dem ausgiebigen Trinken des empfohlenen Coca-Tees, welcher gut gegen Höhenkrankheit sein soll, bleiben uns Kopfschmerzen erspart.
Der Colca-Canyon beeindruckt einerseits mit seiner enormen Tiefe von 5'226 m und ist fast drei mal so tief wie der Gran Canyon in den USA! Den Höhepunkt unseres Ausfluges setzen ganz klar die Andenkondore, welche königlich, mit einer Flügelspannweite von bis zu 3.50m, nur knapp über unseren Köpfen kreisen. Beim peruanischen Nachtessen in einem Restaurant in Chivay tauchen wir gleichzeitig in die lokale Kultur ein. Geschickt binden uns die Tänzerin und der Tänzer in ihre Rituale ein.
Nach einer langen Fahrt über 4’500 MüM und weiteren 340 km gelangen wir nach Puno am Titicacasee. Hier wollen wir natürlich mit dem Schiff zu den Schwimmenden Inseln fahren und erleben, wie die Urus früher hier gelebt haben.
Der Körper braucht Ruhe (Cusco)
Nach der guten Akklimatisation in Puno, welches sich bereits auf 3’700 MüM befindet, wagen wir es und schlafen das erste Mal auf 4’100 MüM. Für unser nächstes Projekt trinken wir inzwischen pro Person und Tag zwischen 6 und 7 lt Coca Tee. Beat und Simon starten morgens um 6.30 Uhr mit Sack und Pack (obwohl es nachts leicht geschneit hat) mit dem Ziel, den 5’026 MüM liegenden Rainbowmountain zu besteigen. Simon plagen kurz vor dem Gipfel starke Kopfschmerzen, was zu einem sofortigen Abstieg führt. Zudem fahren wir in das tiefer gelegene Tal, so dass sich Simons Körper schnell regenerieren kann. Während sich Simon in Cusco noch zwei weitere Tage etwas schonen muss, holen wir erste Informationen für den bevorstehenden Besuch des Machu Picchu ein.
Krönender Abschluss (Machu Picchu)
Mit einem Collectivo lassen wir uns von Cusco zur Zugstation nach Ollantaytambo fahren. Dort besteigen wir den Zug, für unser Empfinden ein Nostalgiezug, und geniessen die Fahrt entlang des reissenden Urubambaflusses nach Aguas Calientes. Das kleine Dorf, am Fusse des Machu Picchu lebt ganz vom Tourismus. Dementsprechend viele Restaurants und Souvenierstände füllen die engen Gassen. Was ist ein Peru Besuch ohne Meerschweinchen zu essen? So nützen wir die Gelegenheit und probieren genau das zum Abendessen und es schmeckt erstaunlich gut. Die Haut ist knusprig gebraten und erinnert uns etwas an gebratenes Hähnchen. Nach einem Dessert sind wir dann auch satt und legen uns früh schlafen. Morgens um 6.00 Uhr geht es mit unserem Führer gemeinsam zu den Bussen, welche uns über etliche Serpentinen zum Eingang des zum Weltkulturerbe gehörenden Machu Picchu bringen. Erstmal sehen wir von dem Aussichtspunkt nichts als weissen Nebel. Unser Führer beruhigt uns und erklärt uns die Geschichte der Inkastätte und nebenbei, dass sich in 1-2 Stunden der Nebel verzieht und wir gute Chancen haben, die volle Pracht dieses magischen Ortes zu erblicken. Und so kommt es dann auch. Erst erkennen wir die Steinhäuser und Mauern nur fetzenweise durch den Nebel und dann ist es wie im Theater, Vorhang auf und vor uns liegt die ganze Anlage Machu Picchu. Zufrieden machen wir uns wieder per Zug und Collectivo zurück nach Cusco und geniessen die letzten Tage mit Simon. Die drei Wochen sind schnell vergangen, und bereits ist es an der Zeit sich zu verabschieden. Während Simon auf dem Weg zurück in die Schweiz ist, erleben wir noch ein Stück Karneval in Cusco. Masken und Tänze haben wir erwartet, jedoch die anschliessende Wasserschlacht mit Ballonen sowie das sich gegenseitig Einsprühen mit farbigem Schaum ist ein Spektakel der besonderen Art.
Aller guten Dinge sind drei (Rainbowmountain)
Nun zieht es uns nochmals zum Rainbowmountain, den wir beim letzten Besuch unverrichteter Dinge wieder verlassen haben. Zusammen mit Daniela & Roman (turningturtles.jimdo.com) wagen wir das Abenteuer erneut und bezwingen erfolgreich unseren ersten 5’000er mit eigener Muskelkraft. Petrus scheint unseren Aufwand nicht zu goutieren und schickt uns anstelle des verdienten blauen Himmels Nebelschwaden und sogar Nieselregen. So kommt es, dass sich Beat tags darauf zusammen mit Daniela und Roman gleich nochmals auf den Weg macht, ganz unter dem Motto; aller guten Dinge sind drei. Mit einem Lachen im Gesicht und tollen Bildern im Gepäck kehren die drei müde aber glücklich zurück.
Baselbieter Kirsch in Peru ( Lucre)
Nach den extremen Höhen erholen wir uns in den Schluchten des Rio Apurimac und sehen uns die jährlich neu erstellte Inkabrücke Q’eswachaka an. Diese wird jeweils in drei Tagen in der ersten Juniwoche aus Agavenfasern und Ichugras neu geflochten und mit einem Fest gebührend gefeiert. Jetzt fehlt uns nur noch das heilige Tal der Inkas in unserem Palmares. Zwischen Pisac und Ollantantaytambo sind einige eindrückliche und der Nachwelt in einem hervorragenden Zustand überlassene Inkastätten zu besichtigen. Die Inkas haben ihre Behausungen zum Schutz vor Feinden oft an sehr steilen Hängen gebaut. Damit sie die landwirtschaftlich nutzbare Fläche vergrössern konnten, wurden die Hänge terrassiert und mit einem ausgeklügelten Bewässerungssystem versehen. Die in Mulden gebauten Terrassenanlagen von Moray, auf 3'700 MüM liegend, sollen als ein landwirtschaftliches Versuchszentrum gedient haben. Temperaturunterschiede bis zu 15°C wurden ausgenutzt, um die optimale Lage des jeweiligen Anbaugutes herauszufinden.
Eine warme salzhaltige Quelle unterhalb von Maras wird bis heute zur Herstellung von feinstem Salz genutzt. Während der Regenzeit können die mehreren hundert Becken nicht trocknen und somit sind nur wenige der 100 Betreiberfamilien am Arbeiten. Ein Besuch dieser im Sonnenlicht glitzernden weissen Salinen lohnt sich trotzdem. Dem Aufdruck unserer Website auf Friedli verdanken wir unseren nächsten Übernachtungsplatz. Antonio, ein Peruaner, welcher bereits in Europa gearbeitet hat und deshalb deutsch spricht, merkt sich unsere Website auf der Vorbeifahrt und schreibt uns an. Er lädt uns auf sein Grundstück ein, was wir sehr gerne annehmen. So verbringen wir zwei gemütliche Tage in Lucre und erfahren viel über Land und Leute. Zudem können wir die älteste Fabrik Südamerikas, eine Schafwollweberei besichtigen. Besonders staunen wir beim Anblick von Antonios Hausbar. Da stehen tatsächlich zwei Flaschen Baselbieter Kirsch von E. Zuber aus Arisdorf, die ihm seine in Basel lebende Schwester mitgebracht hat. Einmal mehr stellen wir fest, dass die Welt irgendwie doch ein kleines Dorf ist.
Planänderung (Tacna)
Lange haben wir mit dem Gedanken gespielt, nach Simons Besuch nochmals in den Norden von Peru zu fahren. Wegen der momentan heftigen Regenfälle und Überschwemmungen im Norden von Peru, entscheiden wir uns, gleich weiter Richtung Süden zu fahren. In Chile wollen wir nun Beats Cousin und seine Frau, die von Süden her unterwegs sind, treffen. Wir sind gespannt auf Chile und was wir alles gemeinsam erleben werden.