PURA VIDA das ist Costa Rica. Farbige Tiere, riesige Pflanzen, Regen- und Nebelwälder, Vulkane und traumhafte Sandstrände.
Route: La Cruz, Laguna Arenal, Liberia, Puerto Viejo, Ostional, Sámara, Laguna Arenal, Volcan Poás, Sarchí, Porto Viejo, Tárcoles, Quepos, Mirador de Quetzales, Golfito
Kurz vor dem Grenzübertritt nach Costa Rica beginnt für uns die schon lange erwartete Regenzeit. Oft beginnt es ausgiebig, aus dem nichts und während allen Tageszeiten stark zu regnen. Und genau dies erleben wir beim Grenzübertritt nach Costa Rica, was sich im Nachhinein als grossen Vorteil herausstellt. Die bei anderen Reisenden durchgeführten detaillierten Fahrzeugkontrollen bleiben uns so erspart, was uns sehr positiv stimmt. Eine lange Warteschlange erwartet uns vor dem Immigrationsschalter, da nur eine Person arbeitet. Als die Warteschlange auf geschätzte über 150 Meter anwächst, werden zwei weitere Schalter geöffnet und auf einmal hört man nur noch Stempelgeräusche. So können wir in das Land, welches auch die Schweiz von Mittelamerika genannt wird, einreisen, nach nur zwei Stunden Grenzformalitäten.
Auf den ersten ca. 5 Kilometern fahren wir vorbei an wartenden LKWs, welche nach Nicaragua einreisen wollen. Dazu halten sich ca. 7'000 Immigranten am Strassenrand auf, die nur in einfachen Zelten hausen und warten, bis sie eine Möglichkeit finden, Richtung Norden zu gelangen.
Unsere ersten zwei Nächte verbringen wir bei Guido und Agi, einem Schweizer Ehepaar, das vor über zwanzig Jahren ausgewandert ist und Overlander auf ihrer Finca herzlich willkommen heisst. Dabei stehen wir mit Friedli auf der tierreichen Finca mitten im Urwald und beobachten Affen, die direkt über unseren Köpfen in den riesigen Bäumen herumtollen. Faultiere sind nur als kleine „Wollknäuel“ in den Bäumen zu sehen, da sie ihrer Lieblingsbeschäftigung nachgehen, dem „faulenzen“. Beim Feierabendbier unterhalten wir uns über Land und Leute und erhalten so einen ersten Einblick in das für uns unbekannte und von allen hochgelobte Land.
Beim Wandern durch hügeliges Gelände auf den Finca eigenen Naturlehrpfaden, erspähen unsere Augen immer wieder uns unbekannte Tiere und Pflanzen. Sind diese auch noch so klein, probieren wir sie vor unsere Linse zu bekommen.
Während unseres Aufenthaltes werden wir immer wieder von Agi gerufen, wenn sich das Krokodil im Fluss zeigt oder eine grosse Tarantel-Spinne zu sehen ist.
Bekanntlich soll man gehen, wenn’s am schönsten ist. So machen wir uns nach zwei Nächten über holprige Schotterpisten auf den Weg, vorbei an Ananasplantagen durchfahren wir Nebelwald und landen am Arenal-Stausee in der „Pequeña Helvetia“, was soviel wie kleine Schweiz heisst.
Wir trauen unseren Augen fast nicht. Stehen da tatsächlich stilechte Chaletbauten, deren Fassade der Nationalheld Winkelried ziert. Davor parken Aebi-Transporter und ein Terratracmäher. Auf den Wiesen fallen sofort grasende Simmentaler-und Redholsteiner- Kühe auf. Die Aufzuchtkälber werden im benachbarten Stall von einem computergesteuerten Fütterungsautomaten versorgt. Im gemütlichen Restaurant mit den rot-weiss-karierten Tischtüchern und der Schweizer Ländlermusik im Hintergrund, unterhalten wir uns mit Silena auf Schweizerdeutsch. Die gebürtige Costa-Ricanerin war 40 Jahre mit dem Schweizer Urgestein Franz verheiratet, welcher im Jahre 2014 leider verstorben ist. Sohn Stefan, der den Betrieb nun führt, hilft uns eine neue Starterbatterie für Friedli aufzutreiben. Diese hat sich nach den letzten 20 Kilometern Fahrt auf holpriger und löchriger Kiesstrasse ohne Vorankündigung aus dem Dienst verabschiedet. Beat bietet Stefan im Gegenzug an, ihm beim Reparieren der Aebi-Maschinen behilflich zu sein, was er dankend und gerne annimmt.
Zuerst verabschieden wir uns Richtung Liberia und holen unsere neue Batterie ab, welche Beat gleich selber einbaut. Anschliessend geht es weiter auf die Nicoya-Halbinsel, wo wir an der Playa Conchal unter Bäumen direkt am sauberen Sandstrand einen Traumplatz finden. Das türkisfarbene klare Wasser lädt sofort zum schnorcheln und baden ein.
Abends machen wir ein Feuer und geniessen die Ruhe, den Sternenhimmel und das Rauschen des Meeres, bis uns ein Geräusch ganz in der Nähe aufhorchen lässt. Anfänglich deuten wir es als heruntergefallene Frucht. Doch dann entdeckt Beat nur durch Zufall eine frische Spur im Sand, welche uns zu einer Schildkröte führt, die nur 10 m neben uns in einer Gemütsruhe ihre Eier vergräbt. Wir können unser Glück kaum fassen, stellen unsere Stühle in 3 m Abstand und beobachten das Schauspiel mit rotem Licht ( damit die Schildkröte sich nicht gestört fühlt) aus nächster Nähe.
Etwas weiter südlich an der Playa Pelada legen wir einen Halt ein und werden Zeuge eines weiteren Naturschauspieles. Aus einem sogenannten Blasloch schiesst bei zunehmender Flut meterhoch Wasser heraus.
Auf der Weiterfahrt erinnert uns ein sintflutartiges Gewitter daran, dass wir uns mitten in der Regenzeit befinden.
Die Flüsse, welche entlang der Küste durchquert werden müssen, steigen an. Friedli meistert alle bravourös, bis auf den letzten, kurz vor Samara. Der ca. 15 m breite Rio Buenavista lässt wegen seiner hohen Fliessgeschwindigkeit keine Durchfahrt zu. Wie im Fahrtraining gelernt, versuchen wir, vorsichtig den Fluss zu Fuss zu durchqueren, um uns ein Bild über Tiefe und Bodenbeschaffenheit zu machen.
Aber bereits nach zwei, drei Schritten steckt Betty mit den Füssen im braunen Schlamm fest. Unser Baselbieter Reisefreund schafft es 5-6 m weiter und kämpft im hüfttiefen Wasser mit der starken Strömung. So bleibt uns nichts anderes übrig als zu wenden. Den 10 km langen Umweg bis zum nächsten Übernachtungsplatz, nehmen wir gerne in Kauf.
Dafür werden wir in Samara mit einem weiteren Palmenstrand belohnt. Gut erholt machen wir uns nun auf den teils sehr steilen Weg durch Nebelwälder retour zur Pequeña Helvetia, wo Beat für 4 Tage in sein Kombi steigt und Aebi-Mäher repariert. Während Betty zu Fuss die Umgebung erkundet, bekommt sie zwei Tucane vor die Linse, die in den Bäumen auf den Kuhweiden auf Futtersuche sind.
Auf dem Gelände befindet sich auch ein aus der Schweiz importierter Schmalspurzug, welcher auf originalgetreu nachgebauten Viadukten, Tunnels und Kehrschleifen bis zum Drehrestaurant „Rotondo“ fährt und eine herrliche Sicht auf den Vulkan Arenal bietet.
Nach einer Woche Bratwurst, Zürigschnetzteltes, Cordonbleu und Pfeffersteak und all den anderen Leckereien, verabschieden wir uns von Selena, Stefan und ihrem Team und fahren zum Vulkan Poás. Während uns am Abend auf 2'496 MüM Nebel und Regen die schöne Aussicht noch verhindern, ist frühmorgens die Sicht in den Krater und den darin liegenden See klar und faszinierend. Wie üblich für diese Jahreszeit, ziehen bereits um 10 Uhr erste Wolken auf. In Costa Rica ist vieles grösser und farbiger als gewohnt. So auch die riesigen Blätter, welche uns an übergrosse Rhabarberblätter erinnern und auch „Regenschirm der Armen“ genannt werden. Oder zwei Meter langes Farnkraut, welches wir auf unserem Spaziergang durch den Nebelwald entdecken.
Eine extrem kurvenreiche Strasse führt uns weiter nach Sarchi, wo traditionelle hölzerne Ochsenkarren gebaut und bunt bemalt werden. Früher dienten diese als Transportmittel für Kaffee, Früchte und Gemüse. Heute werden sie nur noch als Dekorationsobjekte und Touristenattraktion hergestellt. Die Hauptattraktion im Dorf ist der weltgrösste je gebaute Ochsenkarren, welcher nur gebaut wurd,e um den Eintrag ins Guinessbuch der Weltrekorde zu erlangen.
Je näher wir der Karibikküste kommen, desto öfter fahren wir durch Bananen-, Ananas- und Kokosölplantagen. Wir sind mit Michael Dähler zum Mittagessen verabredet, einem weiteren Schweizer Auswanderer, welcher mit seinem Vater (der gerne Ananaskönig genannt wird) und seinem Bruder eine Ananasplantage betreibt.
Wegen des einsetzenden Regens besichtigen wir die Plantage erst am nächsten Morgen. Beat nimmt die spontane Einladung von Michael, mit ihm am wöchentlichen Fussballspiel teilzunehmen, gerne an.
Die fehlenden Trainingsstunden in der Männerriege, lassen Beat mit leichtem Muskelkater an der Führung durch die 300 Hektar grosse Ananasplantage teilnehmen.
Dabei erklärt uns Michael die einzelnen Schritte der Ananasbewirtschaftung eins zu eins auf dem Feld. Die langen Förderbänder der Erntemaschinen dienen lediglich zum einfacheren Transport vom Erntehelfer, der die Frucht von Hand pflückt, zu denjenigen, die die Frucht in die Boxen auf dem Anhänger einsortieren. Also pure Handarbeit!
Als nächstes möchten wir die knallfarbigen Frösche, welche auf vielen Postkarten Costa Ricas abgebildet sind, mit eigenen Augen sehen. Wir buchen eine Tour im kleinen Dörfchen Sarapiqui im „Frogs Haeven“. Pünktlich um 6.30 Uhr starten wir die Tour mit einem Kaffee und ersten Infos von José. Nachdem er während des Biologie Studiums auf dem Farmland seines Vaters selber ein Biotop anlegte, wurde der ehemalige Bauernbetrieb eingestellt, und nun lebt die Familie von ihren Froschtouren. Während anderthalb Stunden zeigt José uns auf kleinem Raum die vier typischsten Froscharten; Bluejeans-, Black and Green Dart -, Red Eye- und den Glasfrosch. Damit er uns den Red Eye Frosch überhaupt zeigen kann, müssen sein Vater und sein Bruder zu Hilfe kommen. Der Frosch klebt perfekt getarnt an einer Blattunterseite, so dass wir ihn mit unseren ungeübten Augen nie entdecken würden.
José setzt die teils nur 1,5 cm kleinen Frösche gekonnt in die richtige Position, so dass wir perfekte Bilder schiessen können.
Nach diesen tollen Begegnungen machen wir uns wieder auf den Weg zurück an die Pazifikküste. An der Krokodilbrücke legen wir einen kurzen Halt ein. Obwohl wir schon das eine oder andere Krokodil gesehen haben auf unserer Reise, ist es eindrücklich, 35 Stück auf einmal zu sehen. Die Tiere werden mit Hühnchen gefüttert, um Touristen anzulocken.
Nur wenige Kilometer weiter finden wir in Tarcoles einen Strand, der weniger touristisch ist, kaufen direkt vom Fischer frischen Fisch fürs Nachtessen und unterhalten uns mit Einheimischen. Dabei bemerken wir, dass rote Ara Papageien direkt in den umliegenden Bäumen frei leben und uns über die Köpfe fliegen.
Am nächsten Morgen geht es weiter der Küste entlang Richtung Süden zum Manuel Antonio Nationalpark. Hier sind viele Tiere heimisch. Brüllaffen, Klammeraffen und die kleinen Kapuzineraffen tummeln sich in den Bäumen. Ein Faultier bewegt sich in Zeitlupentempo über unseren Köpfen und frisst genüsslich die Blätter der Bäume.
Als unerwarteten Höhepunkt lässt sich sogar eine Würgeschlange beim Sonnen auf Schwemmholz am Strand sehen.
Die Tiervielfalt Costa Ricas ist enorm. Wir wollen unbedingt noch einen Quetzal-Vogel sehen. Dieser Vogel gilt wegen seiner leuchtenden Farben, sowie seinen ca. 70 cm langen Schwanzfedern, als einer der schönsten Vögel weltweit. Dazu fahren wir ein letztes Mal ins Landesinnere. Diesmal führt uns der Weg von Meereshöhe bis über 3'300 MüM in Nebelwald zum „Mirador Quezales“. Dabei überfahren wir den offiziell höchsten Punkt der „Panamericana“ (3’346MüM).
Morgens um 6.00 Uhr machen wir uns mit einem Guide auf den Weg, da um diese Tageszeit die Chancen am höchsten sind, überhaupt einen dieser Vögel zu sehen.
Dank einem Telefonanruf eines Bauern, erspähen wir kurze Zeit später einen dieser Prachtskerle. Wir sind überwältigt vom Anblick und können unser Glück kaum fassen, dass er sich auch noch fotografieren lässt.
Kaum wieder unterwegs, regnet es so stark und lange, dass wir gleich bis in das grenznahe Golfito fahren, wo wir es uns auf dem Gelände der Purruja Lodge gemütlich machen. Jetzt gilt es, Friedlis bevorstehende Verschiffung von Panama nach Kolumbien zu organisieren und uns auf den letzten Grenzübergang in Mittelamerika vorzubereiten. Immer wieder werden wir abgelenkt von Affen, Tucanen, Papageien und Leguanen, die sich ja geradezu vor unsere Linsen stellen.