Die letzten 12 Tage könnten abwechslungsreicher nicht sein. Wir durchfahren die Sonora-Wüste und geniessen dort in Mitten riesiger Kakteen die totale Einsamkeit, Kurze Zeit später erreichen wir die Metropole Las Vegas wo wir aus dem staunen nicht mehr herauskommen. Einfach gigantisch wie stielecht und bis ins Detail perfektioniert wir nach Paris, Luxor, New York oder Venedig entführt werden. Wir besuchen ein Rodeo und begegnen dem "Samichlaus" auf dem Motorrad.
Route: Tombstone, Tucson, Ajo, Yuma, Quarzsite, Oatman, Vally of fire, Las Vages
Unseren ersten Halt in Arizona legen wir im kleinen Wild-West-Dörfchen Tombstone, was soviel wie Grabstein bedeutet, ein. Anfangs des 20. Jahrhunderts zählte es stattliche 20`000 Einwohner. Bekannt wurde das Dörfchen durch einen legendären „Gun Fight“ welcher mehrfach verfilmt wurde. Seit der Schliessung der Silberminen 1975 leben die 1’200 verbliebenen Einwohner mehrheitlich vom Tourismus. Gekonnt inszenierte Shows und Touren in Kutschen durch das nostalgische Zentrum werden angeboten.
Auffallend viele Grenzkontrollen deuten während der Weiterfahrt nach Sonoita auf die unmittelbare Nähe zur mexikanischen Grenze hin. Bevor wir uns etwas ausserhalb von Tucson auf einen Free-Campingplatz stellen, sehen wir uns einen etwas anderen Friedhof an. Ein Militärflugzeug-Friedhof mit über 5'000 ausgedienten Fliegern, die auf ihre Verschrottung, den Weiterverkauf oder als Ersatzteillieferant dienen, kann nur von ausserhalb besichtigt werden.
Ausgeschlafen machen wir uns morgens auf den Weg zum nahe gelegenen Saguaro-Nationalpark. Die gleichnamigen Kakteen sind hier in einer enormen Dichte vorhanden. Die meisten dieser mehrarmigen Exemplare sind bereits über 150 Jahre alt und erreichen eine Höhe bis zu 12 Metern. Wir wandern und fotografieren uns durch die beeindruckende Wüstenlandschaft und geniessen vor allem die Abendstimmung, wenn die grünen Saguaro`s sich im rötlich schimmernden Himmel präsentieren.
Auf Empfehlung von anderen Reisenden fahren wir Richtung Ajo, wo uns die Durchquerung der Sonora-Wüste erwartet. Diese führt 200 Kilometer dicht an der mexikanischen Grenze entlang und ausschliesslich auf Schotter- und Sandpiste, welches unsere Begeisterung zu den Saguaro-Kakteen und dem des Offroadfahrens verbindet.
Die Wasser und Dieseltanks sind gefüllt, das Bewilligungsschreiben organisiert und Friedlis Luftdruck in den Reifen stark reduziert. Wir sind somit bereit für den Camino del Diablo (Teufels-Strasse). Da die Region eher für Drogen- und Menschenschmuggel als für die wunderbare Landschaft bekannt ist, patrouillieren unzählige Grenzfahrzeuge. Wir werden immer wieder höflich auf die Gefahren aufmerksam gemacht, was vor allem Bettys Freude an der wunderbaren, abwechslungsreichen Landschaft etwas trübt. Neben den zahlreichen Kakteen sehen wir auch einige Wüsten Füchse, Vögel und Eidechsen und überqueren ein Lava-Feld.
Nach zwei abwechslungsreichen Tagen in der Abgeschiedenheit erhöhen wir Friedlis Reifendruck wieder für die Weiterfahrt auf der Interstate bis Topock.
Dort verlassen wir diese um ein weiteres male auf der historischen Route 66 nach Oatman zu gelangen. In mitten rauer Landschaft, welche von den verlotterten Goldmienen gezeichnet, erreichen wir das Wildwest-Gebirgsdorf mit seinen urigen Kneipen. Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Auf der Strasse tummeln sich doch wirklich an die zwanzig wilde Esel welche um Futter betteln. Über die kurvenreiche Passstrasse geht es weiter bis Kingman. Dort geht es sage und schreibe ganze 43 Kilometer einfach nur schnurgerade aus. Für einen Kurzbesuch am Hoover-Dam müssen wir zuvor einen sogenannten Pseudo-Sicherheits-Check durchlaufen. Dabei scheint das Interesse für Schweizer Schokolade grösser zu sein, als nach etwas explosivem zu suchen. Der grösste Damm der USA mit seiner exponierten Lage und enormen Bedeutung für die Stromversorgung von Las Vegas, gilt als ein durch Anschläge potenziell gefährdetes Objekt. Der für den Bau des Dammes benötigte Beton hätte für eine Strasse von San Franzisco nach New York gereicht.
In der Abendsonne fahren wir entlang dem Lake Mead und geniessen herrliche Blicke auf den See und die rötlich schimmernden Felsen, die uns auf das Valley of fire einstimmt.
Hier hat sich die Natur schier selbst übertroffen. Fast alle Farbtöne sind auf den Steinen vertreten, Gelb vermischt sich mit Rosarot, Weiss mit Violett und Dunkelrot mit Orange. Zu guter Letzt zieht uns die Firewave, eine wellenartige mehrfarbige Gesteinsformation in ihren Bann.
Bevor wir uns ins Abenteuer Las Vegas wagen, fahren wir einen kleinen Umweg Richtung Mesquite. Auf der Interstate 15 kam hier vor 5 Jahren der Gotthardsänger Steve Lee bei einem tragischen Unfall ums Leben. Wir hören seine Musik und können kaum glauben wie auf dieser Strasse, in einer Gegend welche als eine der trockensten der USA gilt, Steve Lee beim anziehen des Regenkombis von einem schleudernden Lastwagen getroffen und getötet wurde. Mit dem Bewusstsein wie vergänglich das Leben doch ist, fahren wir die nächsten Kilometer durch die Wüste in Gedanken versunken.
Während wir uns Las Vegas nähern bemerken wir die hohe Anzahl Flugzeuge am Himmel. Dies erstaunt nicht, wird die Stadt doch jährlich von 33 Millionen Menschen besucht. Wir quartieren uns ausnahmsweise für die nächsten Tage auf dem RV Park Circus Circus ein, der nahe dem Strip liegt und so die Möglichkeit bietet, die Stadt zu Fuss zu erkunden. Zu unserer Freude findet während den nächsten 10 Tagen das finale Rodeo der USA statt. Schnell ergattern wir uns noch letzte Tickets für den Eröffnungsabend und tauchen ein in die Welt der echten Cowboys. Fast alle der Besucher sind stielecht mit Cowboyhut, -Stiefeln und kariertem Hemd gekleidet. Mit der grossen glänzenden Gurtschnalle, welche die Jeans edel wirken lässt, identifiziert sich jeder für diese populäre Sportart. In unseren Trekkingschuhen fühlen wir uns etwas underdresst. Das Geschick und vor allem die Geschwindigkeit mit welcher die Cowboys die Lasso schwingen und die Kühe zu Fall bringen begeistert genauso wie das Rückgrat und die Kraft die benötigt wird um sich von den tobenden Bullen und Pferden nicht aus dem Sattel werfen zu lassen.
Am „Cowboy Christmas“, einem Weihnachtsmarkt der alles zu bieten hat was das Cowboyherz begehrt, kommen auch wir in Versuchung uns mit etwas ledrigem einzudecken. Doch obsiegte die Vernunft als wir an unseren begrenzten Platz im Friedli dachten.
Mit dem Bus fahren wir nach Las Vegas Downtown und verbringen einen Abend an der ca. 300 Meter langen Fermontstreet. Das gitterartige Dach welches die ganze Strasse überdeckt ist abends Projektionsfläche für Werbung und sagenhafte Licht & Musik Shows. Wir tanzen zu Livemusik und staunen ob den vielen Strassenkünstlern die teils nicht wirklich geschmackvoll gekleidet sind, aber scheinbar trotzdem Geldverdienen wollen.
Auch wenn wir keine Lust verspüren unser Geld an einarmigen Banditen, bei Black Jack oder Roulett zu verspielen, ziehen uns die Casinos in ihren Bann. Am Strip, der 3 Kilometer langen Vergnügungsmeile Blinkt und Leuchtet einfach alles. Wir sehen uns einige der angepriesenen gratis-Shows an und kommen aus dem staunen fast nicht mehr heraus. Einfach gigantisch wie stielecht und bis ins Detail perfektioniert wir nach Paris, Luxor, New York oder Venedig entführt werden. Einen eindrücklichen Ausblick auf das Lichtermehr hat man vom 350m hohen Stratosphere Tower, auch wenn leider Fotostative hier nicht erlaubt sind.
Als krönenden Abschluss unseres Las Vegas Aufenthaltes werden wir vom Schweizerclub zum „Samichlaushock“ eingeladen. Wir geniessen einen gemütlichen Nachmittag, essen Bratwurst und lernen Menschen kennen die interessante Geschichten zu erzählen haben.