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British Colombia, Yukon & Alberta

In den letzten 3 Wochen sind wir 3900 km gefahren und haben dabei an etlichen traumhaften Plätzen übernachtet. Wir sind viel gewandert und hatten in Hyder die einmalige Gelegenheit Grizzlybären beim Lachsfischen zu beobachten.

Route: Carcross, Whitehorse,  Atlin, Watsonlake, Steward, Hyder, Smithers, Prince George, Jasper, Lake Louise, Radium Hot Springs, Pincher Creek

 

Wir verlassen Skagway entlang der nostalgischen Bahnlinie über den Whitepass, wo vor hundert Jahren tausende Goldgräber den beschwerlichen Weg zu den Goldclaim’s unter die Füsse nahmen, und reisen erneut in Canada ein. Diese Fahrt durch den nordwestlichsten Zipfel von British Columbia führt uns durch spektakuläre Landschaft mit vielen Seen und Bergen. Die häufigen Fotostopps hindern uns an einem zügigen Vorankommen. Mit Hilfe unseres iOverlander-App’s finden wir erneut einen Übernachtungsplatz weg von der Strasse, direkt am Lake Tutshi, mit Feuerstelle und Holz im nahen Wald. Wir fühlen uns wie im Paradis auf Erden.

Der aus unseren letzten Essvorräten hervorgezaubertem Eintopf, schmeckt in einer solch idyllischen Umgebung, umso  hervorragender.

 

Im schmucken Dörfchen Carrcross, wo einst eben diese Goldgräber ihr Hab und Gut auf Boote luden und über den Bennett-Lake in den Yukonriver gelangten, legen wir einen Halt ein und schlendern durch die vielen bemalten und geschichtsträchtigen Häuser. Dazu gehört auch ein Fussmarsch durch die kleinste Sandwüste Canadas, dem 260 ha grossen Carrcross Dessert.

 

Nur kurze Zeit später lassen wir uns von dem Lake Emerald mit seinem türkisfarbenen Wasser, umrahmt von Wäldern und Bergen, verzaubern.

 

Whitehorse nutzen wir erst mal zum auffüllen unserer Bordküche, da keine weiteren Grenzübertritte unmittelbar bevorstehen.

Den 1. August (Nationalfeiertag der Schweiz) zelebrieren wir zusammen mit Christina und Michi mit einem typisch Schweizerischen Käsefondue und einem

Jässchen auf dem Walmartparkplatz.

Nach nunmehr 14 Tagen gemeinsamen Reisens und vielen tollen Erlebnissen trennen sich nun unsere Wege. Uns zieht es weiter gegen Süden, während sie zurück nach Alaska fahren.

Wir machen einen kurzen Abstecher nach Atlin, eine der ältesten Touristenregion Canadas mit dem grössten natürlichen See von Britsh Columbia, dem Atlinlake.

Nun heisst es wieder Kilometer zurücklegen. Unser nächstes Ziel ist Watson Lake, wo wir unser mittlerweile selbst angefertigtes Schild, ebenfalls zu den bereits über 80'000 Schildern rund um die Turistinformation, montieren.

 

Auf der Fahrt, auf dem uns noch fehlenden Stück des Alaska-Highways, gibt es ausser dem einmal mehr traumhaften Übernachtungsplatz direkt am Morley-Lake , nichts nennenswertes zu erwähnen.

 

Auf der Weiterfahrt über den Cassier Highway Richtung Stewart  sehen wir  viel Wald, Flüsse, Berge und Seen und kommen am nächsten Übernachtungsplatz direkt am Dease Lake mit Dave ins Gespräch. Er ist der Art Director der Mile Post. Dies ist ein sehr wertvolles, jährlich erscheinendes Logbuch für alle Strassen, Versorgungseinrichtungen und Campgrounds vom Norden Canadas und Alaskas, die wir während unserer Rundreise schätzen lernten. Dave fährt jedes Jahr alle Strassen und Campgrounds ab, damit die nächste Ausgabe der Milepost aktuell ist.

 

Während unserer Reise nach Steward und Hyder vor vier Jahren wollten wir Lachse und  Grizzlybären sehen. Wollten, doch wegen dem damals engen Zeitplanes sahen wir weder das Eine noch das Andere. Gemäss unseren Recherchen stehen die Chancen diesmal weit höher. So nehmen wir uns drei Tage Zeit, vom Holzsteg am Fish Creek lachsfischende Grizzlybären beobachten zu können. Der Bach ist tatsächlich voller Lachse. Die einen schwimmen den Bach aufwärts auf der Suche nach dem idealen Platz zum Leichen, die anderen haben diesen bereits gefunden und bewachen diesen.

Lachse kehren nach 3-5 Jahren an ihren Geburtsort zurück mit dem Ziel zu Leichen.

 

Dazu schwimmen sie tausende Kilometer und nehmen den beschwerlichen Weg  Flussaufwärts auf sich. Denn es warten überall hungrige Bären, Seelöwen und vor allem tausende Fischer, die nur eine dezimierte Anzahl ans Ziel kommen lassen.

Mit dem Wechsel vom Salzwasser ins Süsswasser verändert sich der Körper der Fische markant, der Kiefer wird länger um die Eier gegen andere Fische zu verteidigen, dafür wird das Fressen zunehmend verunmöglicht. Dies hat zur Folge dass sie innert 14 Tagen sterben.

Ein Weibchen legt in der Regel bis zu 10’000 Eier, welche sorgfältig unter den Steinen verbuddelt und anschliessend zusammen mit dem Männchen bewacht werden bis zu ihrem Tode.

Doch eigentlich sind wir ja wegen den Grizzlys hierher gekommen. Den ersten erspähen wir nach ca. 3 Stunden Wartens weit unten im Fluss.

Gemächlichen trottet er Flussaufwärts direkt auf uns zu, stoppt ab und an, um dann mit Anlauf einen Lachs zielsicher mit seinen riesigen Pranken auf den Baden zu drücken und ihn anschliessend genüsslich Häuten zu können. Ein Schauspiel der besonderen Art, welches wir mit unzähligen anderen Schaulustigen, vorwiegend Fotografen mit riesen Objektiven zu Gesicht bekommen. Nach ¾ Stunden verlässt er vollgefressen den Bach bergwärts. Wir  können es kaum fassen, ein solches Naturschauspiel hautnah miterlebt zu haben. Zufrieden machen wir uns auf den Weg ins Bett, schliesslich wollen wir morgens um 6 Uhr, mit gefülltem Akkus, erneut auf dem Steg bereit stehen.

Doch bald wird uns bewusst, dass wir in der wilden Natur sind und eben diese Bären nicht auf Knopfdruck in den Bach steigen.

Es bedurfte schon besondere Ausdauer, 12 Stunden auf dem Holzsteg zu warten und dabei gerade mal zwei Schwarzbären und kurz ein Grizzlibär zu sehen.

So fahren wir Tags darauf rund 30 km Gravelroade hinauf zum Salmon Glacier, der sogar direkt von der Strasse aus bewundert werden kann.

Heute scheint der Wettergott einmal nicht auf unserer Seite zu sein. Ein Nebelschleier hängt anfänglich über dem Gletscher und während unserer Wanderung am Nachmittag beginnt es sogar zu regnen. Das veranlasst uns, nicht wie geplant beim Gletscher zu übernachten, sondern unser Glück nochmals bei den Grizzlys zu versuchen. Dies stellt sich bereits nach kurzer Zeit auf dem Steg als eine gute Entscheidung heraus.

Ein Grizzlybär watet im Bach auf und ab und fischt was das Zeug hält. Nach beinahe zwei Stunden scheint er satt zu sein und hinterlässt ein regelrechtes Schlachtfeld. Ein Schwarzbär nützt diese Gelegenheit und bedient sich genüsslich an den bereits zum verzehr bereiten Lachsen.

Nach diesem fantastischen Abendschauspiel fahren wir tags darauf weiter bis nach Smithers, wo sich anfangs 19. Jahrhundert, während der Hungersnot in der Schweiz, viele Schweizer niedergelassen haben.  Beim Ansehen des lebensgrossen, aus Holz geschnitzen Alphornbläser an der Hauptstrasse oder in der Schweizer Metzgerei wo wir uns mit Landjäger, Wienerli und Greyerzerkäse eindecken, ist der schweizer Einfluss noch gut ersichtlich.  Mit  heimischen Proviant im Gepäck rollen sich die nächsten ca. 500 Kilometer bis zum höchsten Berg Canadas, dem 3'954 Meter hohen Mount Robson, wie von Selbst. Wir ziehen die Wanderschuhe an, nutzen das traumhafte Wetter und marschieren zwei Stunden bis zum Kinney Lake wo wir genüsslich in den ersten Landjäger beissen.

In Jasper tummeln sich tausende Touristen, die den „Top Tens“ nachrennen. Wir nehmen uns etwas mehr Zeit und wandern oft im Nationalpark. Sehen uns Dinge an, die auch wir bei unserer ersten Reise hierher infolge Zeitmangels nicht gesehen haben.

Nach nun über vier Monaten in Nordamerika könnte sich sogar Betty vorstellen in einem Zelt zu schlafen, da sich ihre Ängste rund um die Bären etwas gelegt haben und wir so mehrtägige Wanderungen unternehmen könnten. Doch schon kommt die Vernunft ins Spiel: Ein Zelt braucht Platz und hat  Gewicht welches der arme Friedli täglich rumfahren müsste. So konzentrieren wir uns auf das was wir dabei haben. Beat findet immer mehr gefallen an den zahlreichen Wasserfällen und feilt ausgiebig an seiner Fototechnik.

 

Ein einheimischer Fotograph empfiehlt uns zu den Takakkaw Wasserfällen im Yoho Nationalpark zu gehen. Nicht nur die Grösse des Wasserfalles soll begeistern, sondern bereits zuvor die Anfahrt soll sehr Eng und kurvig sein. Fahrzeuge die länger als sieben Meter sind, müssen zwischen zwei Haarnadelkurven eine Stecke rückwärts fahren, da die Kurven so eng sind, dass ein Wenden unmöglich ist (siehe Bilder). Glücklicher Weise schafft dies Friedli ohne  nervenaufreibende Manöver und wir können einen der höchsten Wasserfälle Canandas aus nächster Nähe bewundern.

 

Nach einer Woche im Banff/Jasper Nationalpark und vielen traumhaften türkisfarbenen Seen, in welchen sich die Berge spiegeln, treffen wir in Lake Louise erneut auf Conny und Remo aus dem Baselbiet.

Die Beiden hatten Glück im Unglück. Nachdem ihr VW-Büssli kurz nach unserem letzten Treffen in Alaska einen Motorenschaden erlitt, machte ihnen ein Ehepaar aus Texas ein  unglaubliches Angebot: Den VW-Buss auf ihrem Anhänger hinter dem riesigen Wohnmobil bis nach Texas mitzunehmen, und sie können in ihrem Auto hinterher fahren.

Die Wiedersehensfreude ist gross. Wir ändern unsere Route spontan und fahren bis nach Radium Hot Springs, um nochmals einen Abend mit den Beiden verbringen zu können.  Bei  „Gschwelltä und Käse“  verbringen wir einen gemütlichen Abend.

Auf der Weiterfahrt Richtung US-Grenze legen wir noch einen Halt bei den Luisser Hotsprings ein. Während dem Bad im 41° C warmen, natürlichen Wasserbecken, welche gratis nutzbar sind, wird  uns langsam aber sicher bewusst, dass unser Canada-Aufenthalt bald zu Ende geht. Wir Übernachten nochmals auf einem der über 900 Recreations-Site-Campground die es in British Columbia gibt. Dabei handelt es sich um Plätze die von der Provinz gratis zur Verfügung gestellt werden. Meist sind sie an einem See oder Fluss gelegen und nur über eine Schotterstrasse zugänglich. Bei einem kalten Plättchen und einem Glas Wein mit Blick auf den Horselake, schwelgen wir in den Erinnerungen der vergangen vier Monate in Canada und Alaska.

Das Reisen in einem Land, wo die Häuser nicht abgeschlossen, die Autoschlüssel immer stecken bleiben, die Distanzen fast endlos weit sind und die Natur einfach das Grösste zu erlebende ist, hat uns sehr viel Spass gemacht. Alle die vielen tollen Bekanntschaften, sei dies mit Menschen oder Tieren, die wir machen durften, bleiben in bester Erinnerung.


 

Wir waren 1277 Tage unterwegs

 

und sind am 17. November 2018

wohlerhalten in der Heimat angekommen.

 

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