Nach ca. 3000km sind wir happy landing in Larne, Nordirland und schauen auf sechseinhalb wundervolle, erlebnisreiche Wochen zurück. Ein bisschen wehmütig verlassen wir Irland mit der
Fähre um in Schottland neues zu erleben.
„The Wild Atlantik Way“ führt uns weiter der Küste nach Richtung Norden. Auf die Insel Dursy führt wegen den starken Meeresströmungen keine Fähre. Deshalb nehmen wir die kleine blaue Seilbahn und schweben für einige Minuten über die schäumende Meerenge. Es gibt weder Kirche, Pub noch Läden auf dieser Insel. Dafür viele Schafe und Kühe! Auch begegnen wir einigen abenteuerlichen Rostlauben welche ohne Kennzeichen über die Insel tuckern und teils als Touristentaxi angepriesen werden. Wir besichtigen die Klippen von Kerry und hören gebannt der Brandung zu. Wir treffen erneut auf Hansueli und Barbara mit Ilka. Ein Schweizer Pärchen, welches ein ähnliches Reisetempo wie wir zu haben scheint. Spontan verabreden wir uns für den 1. August und verbringen zusammen einen gemütlichen, patriotischen Abend mit Älplermakronen und selbstgemachtem Apfelmus. Die Schweizerfahnen wehen im starken Wind am Meer während dem wir es uns drinnen bei einem Jässchen, Schweizermusik und einem Irischen Whisky gemütlich machen.
Nun zieht es uns an den Inchbeach, welcher in Form einer fünf Kilometer langen sandigen Landzunge in den oberen Teil der Dinglebay ragt. Der erste Sandkilometer darf befahren werden, was wir mit Friedli natürlich gleich tun und dabei ein schönes Plätzchen zum bleiben entdecken. Die Strassenschilder sind hier in erster Linie in irisch angeschrieben. Dingel ist eines der wenigen ländlichen Gebiete wo diese Sprache intensiv gepflegt wird. Auf den schmalen Küstenstrassen die in Strandnähe von den Iren als Parkplätze benutzt werden, ist das passieren teils schwierig. Wir unternehmen eine grössere Wanderung auf den Mount Branden, welcher mit seinen 952m der zweithöchste Gipfel Irlands ist und uns eine gewaltige Rundumsicht bietet. Gemeinsam mit Friedli überqueren wir(unerlaubterweise) den Conorpass, der nur für Fahrzeuge bis 2 Tonnen zugelassen ist. Mittlerweile herrscht typisch irisches Wetter, heftige Regenschauer wechseln sich innert kurzer Zeit mit Sonnenschein ab. Wir treffen oft auf endlos lange Sandstrände welche zu unserem Erstaunen auch in der Hochsaison nicht überfüllt sind. Meist nützen wir diese für ausgedehnte Spaziergänge, aufs Baden verzichten wir wegen des Windes oder der vielen Quallen. Erstmals in Irland steigen wir auf unsere Fahrräder und fahren gemeinsam mit einem deutschen Pärchen und deren Tochter im Fahradanhänger über eine Sandpiste eines10 Km langen Strandes. Der Rückweg wird bereits spürbar anstrengender, aufgrund der Flut. Da wird uns zum ersten mal bewusst, wie schnell und stark sich die Umgebung durch Ebbe und Flut verändert. Auf der Weiterfahrt wird die Gegend karger, die „Burren“ sind eine 260 Quadratkilometer grosse Fläche von porösem Kalkstein, die sich vor Urzeiten unter dem Meer gebildet hatte, durch Erdbewegungen an die Oberfläche gelangte und von Gletschern aufgebrochen wurde.
Als nächstes erheben sich die Cliffs of Moher vor uns. Sie ziehen sich über acht Kilometer der Küste entlang und ragen bis zu 240 Meter steil über dem Meer auf. Der ständige Ansturm des Atlantiks hat den Sandstein und Kalk, nach und nach ausgewaschen. An einigen Stellen stehen aus härterem Stein gebildete Blöcke vor den Klippen im Meer. Ein Anziehungspunkt für viel Irlandtouristen. Wir wundern uns wie viele Touristen sich zuvorderst auf die überhängenden, ungesicherten Klippen setzen und das bei stark, böigem Wind.
Wir probieren irische Spezialitäten zB. Plack Pudding. Dabei handelt es sich nicht etwa um einen Dessert, sondern eine Art Blutwurst, welche gebraten serviert wird. Sehr lecker! Das britische Breackfest welches aus Würsten, Eier, Speck , Frenchtoast und teils Pankacks besteht ist üppig und hat zur Folge dass wir erst abends wieder kochen müssen.
Eine weitere Möglichkeit Friedlis Sandtauglichkeit zu testen erhalten wir westlich von Clifden. Wir fahren nach Omey Island, welche nur bei Ebbe über eine ausgeschilderte Wattpiste erreichbar ist. Friedli rettet einen Iren der mit seinem Ford Transit hoffnungslos im Sand stecken geblieben ist. Ein weiteres mal sind wir fasziniert über Ebbe und Flut, als wir nach nicht mal einer Stunde die Insel wieder verlassen möchten, steht das Wasser bereits Knietief auf der Piste. Wir können unser Glück kaum fassen und geniessen die Vollmondnacht auf der einsamen Insel.
Bei unserer Ankunft in Sligo findet gerade das 1 Wöchige Musik-Festival statt. Es wimmelt von Musikern die sich in Pubs spontan formieren und traditionelle irische Musik zum Besten geben. Auch vor den Pubs in den Strassen wird Musiziert, gesungen und getanzt.
Unser Englisch-Wortschatz vergrössert sich täglich. Wissen wir doch unterzwischen sogar dass ein Gewindebohrer ein Screw-tap ist. Dieser wäre hilfreich gewesen um das defekte Gewinde am Rückspiegel zu reparieren. Dank Beats handwerklichem Knowhow und Bettys Übersetzungsgeschick wird der Spiegel mit Hilfe einer neuen Schraube aus einem Landwirtschaftsgeschäft repariert. Wir lernen täglich unterschiedliche Menschen kennen. Es macht Spass Erfahrungen auszutauschen und teils gemeinsam neues zu erleben. So bauen wir spontan einen Besuch bei Jennifer und Seamy, einem irischen Pärchen welches wir auf einem Stellplatz kennen lernten ein. In Jennifers Coiffeursalon lassen wir uns die Haare schneiden bevor wir mit Seamy seine Schaffarm besichtigen und viel über den Torffabbau erfahren. Er erweist sich als guter Touristenführer, haben wir doch mit ihm das Glück neben einem grossen Hirsch und einem Dachs viele Lachse beim Springen in einem Fluss zu beobachten. Wir durchqueren viele Hochmoore, sehen sumpfige Seen und felsige Bergen. Wir machen Wanderungen und besteigen unter anderem den Mount Errigal (750m), sowie den Slieve League (595m). Wir fahren an den nördlichsten Punkt Irlands Namens Malin Head und sind erstaunt dass dieser gar nicht wie erwartet in Nordirland ist. Unten an der Küste kann man den mit Steinen gelegten Schriftzug „Eire“ sehen. Angeblich sollte dieser Hinweis im 2. Weltkrieg verhindern , dass Bomber ihre Fracht aus versehen aufs neutrale Irland, statt aufs benachbarte Nordirland werfen. Wir geniessen die steilen Klippen der Nordirischen-Küste, welche sich abwechseln mit Sandstränden. Uns fallen die Britischen Flaggen auf welche hier an den Strassen wehen und bezahlt wird wieder mit Pfund. Die Nordirländer sowie zuvor die Irländer erleben wir sehr kontaktfreudig, freundlich und offen. Für uns als Touristen ist der Nordirland-Konflikt der 1998 durch ein Friedensabkommen besiegelt wurde nicht spürbar. Für die Irländer ist er jedoch noch sehr präsent, wurde uns doch vielerseits geraten Nordirland zu meiden oder sehr vorsichtig zu sein. Wir besichtigen die wohl meistbesuchte Touristenatraktion Nordirlands, den Giant`s Couseway. Es ist kaum vorstellbar dass diese meist 6-eckigen rötlichen Säulen, welche wie eine Brücke ins Meer ragen nicht von Menschenhand geformt wurden, sondern das Ergebnis einer vulkanischen Aktivität ist. Dies ist wahrscheinlich auch der Grund weshalb die Legende des Riesen Finn entstand. Dieser soll anscheinend seinen Widersacher, den Riesen von Schottland zu einem Kampf aufgefordert haben. Er baute dafür eine Brücke aus Basaltsäulen um diesen Nach Irland zu locken. Als dieser kam wurde Finn Angst und Bange weil er ihm so gross schien. Er verkleidetet sich als Baby und legte sich in die Wiege. Als der schottische Riese das „Riesenbaby“ sah, mahlte er sich die Grösse dessen Vater aus und suchte das weite. Er zerstörte den Causway hinter sich, damit ihn niemand verfolgen konnte. Dies ist auch der Grund weshalb in Schottland die gleichen 6-eckigen Säulen zu sehen sind.