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Schweiz-Frankreich-Schweiz

Endlich gehts los. Wir geniessen die neu gewonnene Freiheit. Besuchen Freunde und lassen die Seele baumeln

Die Gestelle sind gebaut, die Kleider und Nahrungsmittel eingeräumt, das Gas angeschlossen und die letzten Habseligkeiten die nicht mit auf die Reise dürfen, in der Winterhalde verstaut. Noch ein letztes Mittagessen auf dem Hof, und dann geht’s endlich los. Monate haben wir daraufhin gearbeitet und jetzt ist es wirklich soweit. Es fühlt sich gut an, irgendwie, wie Ferien, auch wenn diese Ferien nicht in zwei, drei Wochen enden werden, da kein Arbeitgeber ruft. Gemütlich tuckerler wir mit Friedli Richtung Bern, wir haben noch einen Kontrolltermin wegen unseren Reifen. Müdigkeit macht sich breit, dank dem Stellplatzap finden wir in Spiez Hondrich einen ruhigen Platz, wo wir nach einem kalten Plättchen um 17.30 gemütlich einnicken. Am morgen staunen wir nicht schlecht als uns auf dem Parkplatz eine bekannte Stimme aus Wintersingen begrüsst. Die Welt ist klein und Friedli hat eben Wiedererkennungswert. Nach einem Zwischenstopp bei Beat’s Schwester wo wir von den Jungs noch unsere Angelrute erklärt und zusammengesetzt bekommen, fahren wir weiter Richtung Frankreich. Am späten Nachmittag überqueren wir das erste mal gemeinsam mit Friedli die Landesgrenze. Problemlos reisen wir in Frankreich ein, wo wir auch gleich in der nähe von Mijoux einen gratis Stellplatz finden, den wir ganz für uns alleine haben. Während Betty einen Apéro zubereitet, sichtet Beat Holz, welches er zerkleinert und als Vorrat in das extra dafür geschweisste „Einkaufskörbli“ hinter dem Auto füllt. Wir geniessen unsere neue Freiheit. Gut erholt machen wir uns am nächsten morgen auf Richtung Süden, wo wir mit Betty`s Schwester und Familie verabredet sind. Mehrheitlich wählen wir Haupt- und Nebenstrassen die uns ab Grenoble durch kleine Dörfchen, Kurfenreiche Schluchten nach Asprés sur Buëch und ab Serres an Olivenbaumplantagen vorbeifuhren. Bei Sonnenschein erreichen wir den Zeltplatz in der Nähe von Martigues wo bereits ein Platz für uns reserviert ist. Die knorrigen Föhren eignen sich optimal um die Hängematte ein erstes mal aufzuspannen und die Seele so richtig baumeln zu lassen. Beat erhält die ersten Lektionen Gitarrenuntericht und übt bis die „Fingerberi“ schmerzen. Die Küste lädt zu ausgedehnten Spaziergängen ein, auch Singeltrails für Biketouren sind reichlich vorhanden. Die Abende verbringen wir mit plaudern, jassen oder kochen. Der Backofen funktioniert wunderbar. Wir haben von Älplermaggeronnen über Spätzliauflauf bis Tomatenbrot schon so einiges ausprobiert. Es macht einfach Spass Zeit zu haben für Dinge die in letzter Zeit im Tagesablauf nur wenig Priorität hatten.

Nach 10 gemütlichen Tagen an der Coté Bleu ziehen wir weiter Richtung Süden. Wir legen einen Zwischenstopp am Plage du Napoleon ein. Als Entscheidungshilfe ob wir hier nächtigen oder noch weiter fahren, dient eine Euromünze, die uns den Weg weist. Wir überqueren die Rohne bei Port-St-Louis sur Rohne mit einer kleinen Fähre und übernachten am Plage de Piémanson,  wo wir mit Friedli das erste mal eine Sandpiste ausprobieren. Nach einer windigen Nacht direkt am Meer fahren wir weiter entlang vieler Reis- und Salzgewinnungsfeldern, bewundern die mehrheitlich weissen, wilden Pferde der Camargue, sowie die unzähligen Flamingos. Wir besichtigen das eher touristische St. Maire de la Mair und fahren weiter bis nach Sète. Hier geniessen wir die Windstille und ruhiges Meer, welches direkt zum Schwimmen einlädt und sich für kilometerlange Spaziergängen eignet.

Wir befinden uns nur noch ca. 80 km von unserem nächsten Ziel entfernt wo wir Beats Onkel Peter und Margrit, welche seit 5 Jahren in Ventenac en Minervois wohnen, besuchen werden. Friedli wird bei Freunden untergebracht und wir beziehen für eine Woche die zweistöckige Ferienresidenz mit Vollpension. Wir fühlen uns wohl in der 400 Seelen-Ortschaft, mit dem Schloss dass gleichzeig eine Weinkellnerei beinhaltet. Der Canal du Midi liegt uns zu Füssen und will erkundet werden. Per Hausboot, Auto, Bike oder zu Fuss entdecken wir die Vielseitigkeit dieser wunderschönen Gegend, immer begleitet von unseren einheimischen Reiseführern Peter und Margrit, die uns mit vielen Geschichten und wertvollem Hintergrundwissen versorgen. Wir bestaunen die Schleuse von Fonsérannes. Sie überwindet mit ihren 8 aufeinanderfolgenden Schleusen einen Niveauunterschied von 21.50 Metern auf einer Länge von nur 280m. Eindrücklich ist auch der Besuch des Tunnel von Malpas. Der erste Kanal der einen Berg in 10 Meter Tiefe auf einer Länge von 165 Meter durchführt und zudem in 10 weitern Metern Tiefe noch von der Bahnlinie gekreuzt wird.

Beim nahegelegenen Aussichtspunkt haben wir eine wunderbare Weitsicht auf den Stern der Kanäle des ausgetrockneten Weihers von Montady. Die vielen Abzugsgräben laufen strahlenförmig von der Peripherie zur Mitte und bilden auf dieser über 400 Hektar grossen Fläche eine vollkommene geometrische Figur die wie eine Sonne aussieht.

Beat erhält die ersten Fahrstunden auf Peter’s Hausboot. So überqueren wir die Kanalbrücke von Répudre, dies ist die erste Kanalbrücke, welche in Frankreich errichtet wurde. Die Anlage der Örtlichkeiten verlangte, den Fluss unter dem Kanal hindurch fliessen zu lassen, und zwar wegen des Höhenunterschieds zwischen den beiden Wasserläufen. Gebaut ab 1667, war es eine wichtige Baustelle. Für die Errichtung des gesammten Canals wurden mehr als 12’000 Arbeiter beschäftigt. Im Hafen von Somail entdecken wir ein Schiff das wie ein Tante-Emma–Laden eingerichtet ist. Viele regionale Erzeugnisse wie Reis, getrocknetes Apero-Gemüse und Wein, sowie unzählige Souvenirs. Auch ein Besuch Wert war definitiv die Bibliothek, in welcher alles nach alter Schule sortiert und eingeordnet ist, Leitern sind griffbereit, falls ein Buch von ganz oben gewünscht wird. Wir besichtigen Carcassonne, dies ist die einzig noch erhaltene Festung Europas mit ihren zwei Ringmauern, die innere 1,2km und die äussere mit 1,4 km länge. Im Inneren der Festung schlendern wir durch die herrlich präsentierten Läden, wo wir auch gleich das eine oder andere Einkaufen. Nicht entgehen lassen wir uns den Flohmarkt von Ventenac en Minervois, von der Gartenterasse aus haben wir die besten Plätze um dem bunten Treiben zuzusehen.

Wir besuchen gemeinsam eine Oliven, sowie Muschelfarm, wo wir einheimische Produkte einkaufen, und auch gleich ausprobieren. Auf dem Weingut von Pouzols, besichtigen wir die vielen Eichenfässer, welche feinsäuberlich im Keller gelagert sind. Fast noch mehr Eindruck macht uns jedoch die Weintankstelle. Einheimische füllen hier ihre Petflaschen mit Wein und uns werden zum Degustieren die Gläser gleich vom Tankstutzen gefüllt. Wir lachen viel gemeinsam, zb. beim  spontanen Kirschenernten und dem daraufolgenden Spareripsessen bei Freunden. Auffallend sind die kilometerlangen Alleen, welche mehrheitlich aus Platanen oder Pinien bestehen. Sie dienen als wertvolle Schattenspender am Strassen- sowie Kanal-Rand und verleihen der Gegend einen gewissen Charme.

 

Wir waren 1277 Tage unterwegs

 

und sind am 17. November 2018

wohlerhalten in der Heimat angekommen.

 

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